Denktest
Was ist ein Denktest?
Ein Denktest zielt aus den unterschiedlichsten Gründen darauf ab, herauszufinden, ob ein Mensch über bestimmte geistige Qualitäten verfügt. Bei jedem Menschen ist die Herangehensweise an die Lösung von Problemen etwas anders. Während der eine eher mit dem Ausschlussprinzip arbeitet, wendet ein anderer lieber seine Intuition bei der Suche nach einem Lösungsweg an. Über gezielte Fragestellungen kann man feststellen, ob ein Mensch logisch denken kann oder ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen hat. Auch die Kreativität eines Probanden kann man mit ganz einfachen Aufgaben testen. Über spezielle Denktests kann man auch Unterschiede in der Herangehensweise an Aufgaben herausarbeiten, die zwischen Kindern und Erwachsenen bestehen. Am bekanntesten dabei ist die Aufforderung, ein Quadrat mit drei Strichen zu zeichnen. Der durchschnittlich intelligente Erwachsene zerbricht sich den Kopf, wie er das Quadrat selbst mit nur drei Strichen zu Papier bekommt und wird beispielsweise die Blattkante als Hilfsmittel heranziehen wollen, während ein Kind den Stift nimmt, ein Quadrat aufmalt und dort drei Striche hineinzeichnet. Beliebt bei Tests ist auch die Darstellung von neun Punkten in drei Reihen, die man mit vier Geraden alle verbinden soll, ohne den Stift abzusetzen. Erfahrungsgemäß fangen dann alle Probanden an zu grübeln und nur wenige werden die Lösung finden. Bei dem Test geht es darum, zu prüfen, ob jemand in der Lage ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu denken und bei der Problembearbeitung alle Möglichkeiten mit einbezieht. Hier ist kreatives und weiträumiges Denken gefordert. Die meisten Menschen werden versuchen, sich mit ihren Linien innerhalb der Begrenzungen zu bewegen, die durch die Eckpunkte vorgegeben sind, doch hier besteht die Lösung darin, über diesen Bereich hinauszugehen und auch den Platz im Umfeld der Punkte mit zu nutzen. Die einzelnen Aufgaben der Tests werden immer so gestellt, dass jeweils nur eine bestimmte Eigenschaft geprüft wird. Gern fragen Kinder ihre Eltern, wie man eine Giraffe in den Kühlschrank bekommt. Die Eltern stellen sich dann in erster Linie die Frage nach den Größenverhältnissen. Doch die sind gar nicht vorgegeben. Tür auf, reinpacken und Tür zumachen, lautet die korrekte Antwort. Das zeigt, dass die Erwachsenen viel komplexer denken als die Kinder und die einfachsten Lösungen ohne Beachtung von Nebenfaktoren aufgrund ihrer bereits gesammelten Erfahrungen ausklammern.
Denktests in der Medizin
In der Medizin können viele Faktoren nicht über die Erfassung und Auswertung von Blut- und Urintests, Röntgenaufnahmen, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie nicht ausreichend geprüft werden. Die Nervenleitfähigkeit kann man über die Messung von elektrischen Impulsen prüfen und die Aktivitäten des Gehirns über ein EEG untersuchen. Inzwischen ist man sogar so weit, dass man optisch sichtbar machen kann, welche Hirnregion bei den verschiedensten Tätigkeiten und Denkprozessen angesprochen wird. Doch all das reicht nicht aus, um alle Erkrankungen des menschlichen Gehirns korrekt diagnostizieren zu können. Deshalb werden unterschiedliche Intelligenztests durchgeführt. Das beginnt zum Beispiel damit, dass man viele hyperaktive Kinder einem Denktest unterzieht, um herauszufinden, ob sie vielleicht übermäßig intelligent sind und sich schlicht aus Langweile manchmal aufführen wie wild geworden Äffchen und aggressiv gegen die Eltern, Erzieher und Spielgefährten werden, weil sie schlicht unterfordert sind. Zusätzlich werden meistens Denktests durchgeführt, die die Interaktionen mit dem sozialen Umfeld zum Inhalt haben und aus denen der geschulte Kinderpsychologe herauslesen kann, ob eine psychische Erkrankung, wie beispielsweise Borderline, Schizophrenie oder irgendwelche Phobien die Aggressionen auslösen. Ähnlich geht man bei Erwachsenen vor, wobei die Tests hier wesentlich komplexer sind. Meistens wird dabei die zur Verfügung stehende Zeit zur Beantwortung so knapp gewählt, dass Stress entsteht und man keine Chance mehr hat, zu durchschauen, dass einige Faktoren in verschiedenen Fragestellungen mehrfach auftauchen. Häufig muss man die Fragebögen sogar unter Beobachtung ausfüllen. Das geschieht in videoüberwachten Räumen. Durch die Vorgehensweise kann der Fachmann bereits Rückschlüsse auf die Denkstrukturen des Patienten ziehen. Die Denktests müssen in der Regel handschriftlich gelöst werden, weil man auch aus der Handschrift Rückschlüsse auf einige Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson und Störungen der Feinmotorik ziehen kann. Neuere Forschungen kamen zum Ergebnis, dass sich auch akute schizophrene Schübe in der Handschrift wesentlich früher manifestieren, als man sie mit EEG oder anderen bildgebenden Diagnostiken erfassen könnte. Auch vorhandene Ansätze von Demenz und Alzheimer kann man sehr gut über Denktests erkennen und darüber hinaus während der Behandlung den Verlauf prüfen. Denktests sind ein inzwischen routinemäßig angewandtes diagnostisches Hilfsmittel bei der Differenzierung zwischen den verschiedenen psychischen Störungen und Erkrankungen. Der Fachmann nennt diese Art der Tests „kognitive Tests“.
Denktests in der Justiz
In der Verfolgung und Ahndung von Straftaten sind kognitive Tests inzwischen zum Standard geworden, wenn es darum geht, herauszufinden, ob ein Mensch schuldfähig ist oder nicht. Wenn jemand unter Alkohol steht und eine Straftat begeht, geht man je nach Alkoholspiegel im Blut von einer verminderten Schuldfähigkeit aus. Ähnlich ist es bei dem Genuss von Drogen. Dabei sind die Fähigkeiten des Hirns deutlich eingeschränkt und man geht davon aus, dass derjenige dann nicht mehr in der Lage ist, abzuschätzen, welche Folgen seine konkrete Handlung für ihn selbst und Andere hat. Wenn jedoch weder Drogen noch Alkohol oder Psychopharmaka im Spiel sind, wird es schon wesentlich schwieriger, herauszufinden, ob jemand zum Zeitpunkt der Tat - salopp ausgedrückt - in der Lage war, klar zu denken. Dazu werden speziell entwickelte Denktests eingesetzt, von denen der Lügendetektor der in der Allgemeinheit bekannteste ist. Dabei werden bestimmte körperliche Reaktionen gemessen und daraus eine Aussage abgeleitet, ob der Betreffende die Wahrheit sagt. Einige psychologische Störungen und Erkrankungen schränken allerdings auch die Fähigkeit ein, sich der Folgen einer bestimmten Handlung bewusst zu werden. Wichtig in der Justiz sind auch alle Persönlichkeitsstörungen, die zum Beispiel aus einem Missbrauch in der Kindheit entstehen und die Zwangshandlungen zur Folge haben. Wenn jemand lange Zeit eingesperrt wurde, wird er alles in seiner Macht Stehende tun, um eine Wiederholung dieser Situation zu vermeiden. So kann es passieren, dass er äußerst aggressiv reagiert, wenn beispielsweise jemand in der Annahme, allein zu sein, das Licht in einer öffentlichen Toilette abschaltet. Der Betroffene fühlt sich dadurch bedroht. Über speziell dafür entwickelte Denktests kann man solche Ursachen herausfinden und den Menschen nicht nur vor einer ungerechtfertigten Verurteilung und Bestrafung zu schützen, sondern ihn auch einer wirksamen Behandlung zuzuführen. Sicher gibt es Einzelfälle, in denen die Straftäter so schlau sind und sich auf diese Tests so vorzubereiten, dass sie zu ihren Gunsten ausgewertet werden. Allerdings benötigt man dazu schon fundierte psychologische Fachkenntnisse, um die oftmals mehrfach aus unterschiedlichen Richtungen gestellten Fragen so zu beantworten, dass es am Ende keine Widersprüche gibt.
Der Denktest beim Arbeitsamt
Noch immer gibt es in Deutschland mehrere Millionen Arbeitslose. Viele von ihnen haben keinen beruflichen Abschluss und können auch keinen vernünftigen Schulabschluss vorweisen. Da ist es schwer, herauszufinden, für welche Tätigkeiten sich der jeweilige Arbeitsuchende eignen würde. Deshalb werden viele Menschen zum im Volksmund als „Idiotentest“ bezeichneten Denktest eingeladen. Hier wird geprüft, über welche Fähigkeiten und Fertigkeiten der Betreffende verfügt. Dabei stehen mathematische Aufgaben genauso an wie die Überprüfung der Deutschkenntnisse und die Erfassung der Fähigkeiten zum logischen Denken und des räumlichen Vorstellungsvermögens. Je nach dem erzielten Ergebnis können die Arbeitsberater auch zu dem Schluss kommen, dass es für einige Probanden sinnvoll sein könnte, sie in einem sogenannten Anpassungslehrgang zu schicken, wo noch einmal Grundlagenwissen Mathematik, Orthografie und Grammatik gelehrt wird. Viele Bewerber, die teils sehr gute handwerkliche Fähigkeiten haben, fallen bei den Bewerbungen schon im Vorfeld durchs Raster, weil ihr Bewerbungsschreiben mit Fehlern gespickt ist. Dieser Denktest beim Arbeitsamt dient auch dazu, zu prüfen, für welche Qualifizierungsmaßnahme der Arbeitslose in Betracht käme. Schon mancher Jugendliche nahm die Schule auf die leichte Schulter, erhielt schlechte Noten und schnitt dann beim Denktest des Arbeitsamtes super ab. Das könnte die lang ersehnte Chance sein, endlich eine Ausbildung machen zu können und seinen persönlichen Spielraum auf dem Arbeitsmarkt deutlich zu erhöhen. Manche Bewerber haben gar keinen Schulabschluss und könnten von den Zugangsvoraussetzungen her keine Umschulungs- oder Qualifizierungsmaßnahme besuchen, stellten aber beim Denktest unter Beweis, dass sie den Anforderungen durchaus gewachsen sind.
Einstellungs- und Eignungstests
Der erste Eignungstest, mit dem man als Mensch im Leben konfrontiert werden könnte, könnte der sein, mit den festgestellt wird, ob ein Kind auf eine „normale“ Schule, eine Förderschule oder eine Sonderschule für hochbegabte Kinder eingeschult werden soll. Dabei werden neben der Allgemeinbildung auch besondere geistige und musische Fähigkeiten geprüft. Ein Indikator dafür ist der Intelligenzquotient, der Auskunft darüber gibt, wie viele der beim Test gestellten Aufgaben der Proband in einem vorgegebenen Zeitlimit korrekt lösen konnte. Der Intelligenztest erstreckt sich quer durch alle Fachgebiete und prüft sowohl mathematische Fähigkeiten als auch räumliches Denken, Logik und die Kenntnisse der deutschen Sprache. Doch geistige Intelligenz allein ist im Leben kein Erfolgsgarant. Deshalb koppeln viele Unternehmen ihre Einstellungstests inzwischen auch mit psychologischen Tests, um die emotionale Intelligenz (EQ) der Bewerber einschätzen zu können, die vor allem bei der Arbeit in Teams wie Forschungsgruppen wichtig ist. Einstellungs- und Eignungstests bestehen meistens aus mehreren Teilen, von denen die Einschätzung der Intelligenz nur einer ist. Häufig muss man dabei Aufgaben erledigen, die später zum normalen Arbeitsalltag gehören. Manchmal werden dabei Stolperfallen eingebaut, die es erforderlich machen, mit den Mitarbeitern des Unternehmens in Kontakt zu treten. So bekommt man Auskunft über die Kontaktfreudigkeit und Teamfähigkeit des potenziellen Mitarbeiters. Wen spricht er an und wie macht er das? Kritisiert er sofort, dass die Aufgaben unlösbar wären oder versucht er unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden Mittel die Probleme trotzdem zu lösen? Die Herangehensweise der Probanden gibt Auskunft, wie sie auch später an die Bewältigung ihrer Aufgaben herangehen, ob sie vor Problemen kapitulieren oder ob sie über den Ehrgeiz und das Engagement verfügen, auch schwierige Aufgaben lösen zu wollen. Viele Universitäten verzichten bei der Auswahl der geeigneten Studenten inzwischen darauf, das nur an der Erfüllung eines vorgegebenen Numerus clausus festzumachen. Sie führen ebenfalls Eignungstests durch, bei denen festgestellt werden soll, ob sich der potenzielle Student von seinen persönlichen Fähigkeiten her für den einen oder anderen Studiengang eignet oder ob er besser die Finger davon lassen sollte.
Denktests zur Unterhaltung
Am bekanntesten sind wohl die Denktests, bei denen man in großen Fernsehshows ordentlich Geld abräumen kann, wenn man das entsprechend fundierte Wissen und/oder logische Denken besitzt. Viele Shows hinterlegen ihre bereits in der Show verwendeten Fragen als Spiel auf den dazugehörigen Internetseiten, damit potenzielle Kandidaten üben können. Doch diese Übung allein bringt nicht den Erfolg in der Show. Vor laufender Kamera, das Raunen der Zuschauer im Rücken kommt ein ordentlicher Adrenalinschub hinzu, der in der Regel das logische Denken etwas einschränkt. Die körperlichen Reaktionen, die durch die Aufregung hervorgerufen werden, lenken einen tüchtig ab. Inzwischen findet man auf dem Elektronikmarkt auch eine ganze Reihe von Computerprogrammen zum Thema Denktest. Sie können nicht nur genutzt werden, um sich auf einen Test beim Arbeitsamt, bei der Einstellung oder eine Fernsehshow vorzubereiten, sondern man kann sie auch nutzen, um regelmäßig die Leistungen seines eigenen Hirns einer Prüfung zu unterziehen, um reagieren zu können, wenn zum Beispiel die Leistung des Kurzzeitgedächtnisses spürbar nachlässt. Denktests sind auch eine gute Möglichkeit, sein Hirn zu trainieren, um Krankheiten wie Alzheimer und Demenz etwas vorbeugen zu können. Die Wissenschaft geht noch immer davon aus, dass der Mensch gerade einmal zehn Prozent im Hirn vorhandenen Potenzials wirklich nutzt. Mit gezielten Übungen kann man diesen Anteil erhöhen. Die Denktests bieten sich dafür förmlich an, vor allem, wenn man dazu Programm verwendet, bei denen die Fragen zufällig aus einer großen Datenbank zusammengestellt werden. Jedes Rätsel ist in gewisser Weise ein Denktest, gleichgültig, ob man dabei Schwedenrätsel, Kakuro oder Wortsuchspiel löst oder sich am Fernseher die Quizshows anschaut und miträtselt. Immer beliebter wird auch in Deutschland „Sudoku“. Dieser mathematisch und logisch aufgebaute Denktest ist besonders gut dazu geeignet, seine grauen Zellen auf Trab zu halten. Der auf den Verkauf von Rätselzeitungen entfallende Umsatz in den Supermärkten und Zeitungskiosken belegt eindrucksvoll, welch enorme Bedeutung die Denktests vor allem für die Freizeitgestaltung älterer Menschen hat, die ihren Partner verloren haben und nach einer sinnvollen Beschäftigung suchen. Auch bei großen Feiern werden immer wieder Denktests als unterhaltende Einlage verwendet. Besonders beliebt sind dabei Sachen wie „Sächsisch for jou“, bei denen man zum Beispiel herausfinden soll, was „Fuchlheissche“, „Bargpladswäschder“ und „bladdenschbieler“ auf Hochdeutsch bedeuten. Auch die Rundfunkstationen gehen inzwischen dazu über, ihren Hörern nachts Denktests zu präsentieren, bei denen man Geld gewinnen kann. Hier wird die Neugier der Menschen zur Gewinn einspielenden Geschäftsidee, denn meistens werden unzählige Leitungen freigeschaltet, um bei den Telefongebühren ordentlich abzocken zu können.